Zu Beginn der Planungen war uns bereits klar, dass wir auch die Möglichkeit haben wollen, einen Kaminofen ins Wohnzimmer zu stellen. Dementsprechend wurde von Viebrock ein passender Schornstein im Wohn-/Essbereich vorgesehen.
Also haben wir uns kürzlich konkret mit der Thematik Kaminofen auseinandergesetzt und einen örtlichen, alteingesessenen Ofenhändler aufgesucht. Bis dato war uns nur bewusst, dass wir auf Grund der kontrollierten Be- und Endlüftung einen raumluftunabhängigen (RLU) Ofen brauchen.
Im Geschäft wurden wir sehr freundlich empfangen und beraten. Ein uns ansprechendes Modell wurde auch schnell gefunden: ein HWAM 3640c mit Wenge Sandstein, RLU mit DIBt-Zulassung, sowie Automatik.
Verunsichert waren wir nur durch die Aussage des Händlers, dass er den Ofenanschluss an den Schornstein nicht selber vornehmen wird, da die Schiedel-Absolut-18-Kamine in der Hinsicht wohl recht anspruchsvoll sind. Und wenn diese Arbeiten nicht von Schiedel durchgeführt würden, würde die Garantie für den Schornstein erlöschen.
Mit gemischten Gefühlen verliessen wir das Geschäft und beschlossen noch mind. einen weiteren Händler um Rat zu fragen. Dieser fand sich schnell in der Nähe unseres zukünftigen Heimes und war ebenfalls sehr zuvorkommend in der Beratung.
Seine Einstellung zu RLU und DIBt-Zertifikaten sah auch schon wesentlich pragmatischer aus. Letztlich seien die DIBt-Zertifikate seiner Ansicht nach recht überflüssig, da die Dichtungen nach ein paar Jahren auf gleichem Niveau seien, wie die eines Nicht-DIBt-Ofens. Zumal in der Anfeuerungsphase die Ofentür zwecks zusätzlicher Sauerstoffzufuhr nur angelehnt bleiben sollte.
Da sollen man sich die 250€ für die DIBt-Zulassung lieber sparen und mit dem Schornsteinfeger ein offenes Wort reden.
Also haben wir unseren zukünftigen Bezirksschornsteinfeger kontaktiert, der über unseren Bau noch gar nicht informiert war und erstmal einen kurzfristigen Termin mit uns zur Rohbauabnahme vereinbarte. Dabei diskutierten wir dann auch das Thema Kaminofen und die Notwendigkeit eines Druckwächters.
Druckwächter sollen verhindern, dass bei angefeuerten Kaminöfen unterdruckerzeugende Einrichtungen wie z.B. Dunstabzugshauben oder eben Heizungsanlagen mit kontrollierter Be- und Entlüftung einen Unterdruck erzeugen, der Rauch und giftige Gase aus dem Ofen in den Wohnraum ziehen könnte.
Zu diesem Thema schwirren viele Diskussionen im Internet herum. Immer wieder liest man, dass man bei DIBt-zertifizierten Öfen keinen Druckwächter bräuchte, da sie bis 8pa auf Dichtigkeit geprüft sind. Häufig besteht der Schornsteinfeger aber dennoch auf einen kostspieligen Druckwächter.
Unser Schornsteinfeger gab uns zu verstehen, dass er uns in jedem Fall auch einen Druckwächter oder ähnliche Vorrichtung empfehlen würde und einen entsprechenden Vermerk in das Abnahmeprotokoll schreiben wird. Ein DIBt-zertifizierter Kaminofen sei ihm auf dem deutschen Markt noch nicht bekannt.
Nun gut, immerhin ist ein Leerrohr vom Kamin zur Heizunganlage vorgesehen, so dass eine solche Vorrichtung ohne allzu großen Aufwand nachgerüstet werden könnte. Die Heizungsanlage stellt eine Klemme zur Verfügung, über die man die Drehgeschwindigkeit der Ventilation kontrollieren bzw. komplett abschalten kann. Dies könnte z.B. eine Maßnahme für die Anfeuerungsphase sein. Der HWAM-Ofen hat tatsächlich auch noch kein DIBt-Zertifikat, was aber nur an der langwierigen Ausstellungsphase der einzigen dafür zuständigen Stelle liegt. Die Prüfungen wurden bereits alle erfolgreich bestanden, was mit einer Konformitätserklärung des Herstellers belegt wird.
Aber nochmal zurück zum zweiten konsultierten Ofenhändler. Leider führt dieser keine HWAM-Öfen und die Alternativen, die er uns anbieten konnte (RLU, DIBt) kamen uns optisch nicht entgegen. Zum Thema „Automatik“ äußerte er sich eher abwertend. Dazu kamen noch weitere kleinere Punkte, bei denen er konträrer Meinung zu unserem ersten Ofenhändler war.
Die Bohrung an unserem Schornstein würde er übrigens selber vornehmen, da er einen entsprechenden Kronenaufsatz habe. Von einem Garantieverlust wüsste er nichts.
Ein Telefonat mit der Schiedel-Technik bestätigte die Aussage des zweiten Händlers. Schiedel hat im Internet eine ausführliche Anleitung dazu und laut technischem Mitarbeiter von Schiedel sollte diese Arbeit von jeder handwerklich begabte Person ausgeführt werden können.
Durch diese neuen Erkenntnisse verunsichert gingen wir erneut auf den ersten Händler zu und befragten ihn nochmals zum Thema Automatik und Ofenanschlussbohrung.
Bzgl. der Automatik waren seine erste – und korrekte – Vermutung, dass der entsprechende Händler, der diese „schlechredet“, wohl keine HWAM-Öfen im Programm habe. Recherchen im Internet zeigen dann tatsächlich, dass es zwar viele Öfen mit Automatik gibt, aber wohl nur die von HWAM seit Jahren zuverlässig arbeiten. Auch ein Verrußen der Scheiben tritt damit nicht auf, wie bei vielen anderen Automatiken.
Auf meine Frage, wo das Problem mit dem Ofenanschluss läge, kam dann schließlich zutage, dass er, bzw. einer seiner Monteure, diese Arbeit bei einem Kunden mal ausnahmsweise selber vorgenommen hatte, was prompt schiefgegangen ist. Den dabei entstanden Schaden im vierstelligen Bereich möchte er in Zukunft einfach vermeiden. Er würde daher stets einen Schiedelmitarbeiter beauftragen, diese Bohrung vorzunehmen. Wie sich herausstellte, wäre das auch nicht kostspieliger, als wenn es der zweite Händler selber machen würde.
Letztlich haben wir uns für den ersten Händler entschieden, da uns seine Argumente überzeugt haben. Jetzt müssen wir noch die Ofenanschlussbohrung mit Schiedel organisieren. In Zukunft wird dann ein HWAM 3640c mit Wenge Sandstein in unserem Wohnzimmer stehen:

Im Vergleich zum Foto wird bei unserem Ofen der Türrahmen allerdings nicht verglast sein, sondern wie die untere Klappe auch in Ofenschwarz ausgeführt sein.
Da sich diese Entscheidungsfindung mit vielem Hin- und Her mit den Estricharbeiten überschnitt, gab es innerhalb weniger Tage immer wieder Umentscheidungen, wo denn nun das Rohr aus dem Keller zur Belüftung des Kaminofens sitzen soll.
Die ursprünglich von Viebrock vorgenommene Kernbohrung war ohnehin zu dicht am Kamin und zu weit vorne.
Da wir uns recht schnell auf den HWAM eingeschossen hatten, wollten wir eine zweite Kernbohrung direkt unter dem Ofen vornehmen lassen, so dass dieser unsichtbar angeschlossen werden kann. Verunsichert durch den Besuch beim zweiten Händler, ob es denn beim HWAM bleiben wird, wollten wir dann diese Bohrung in die Ecke zwischen Schornstein und Aussenwand verlegen, um flexibel und unabhängig vom Ofentyp zu sein. Allerdings müssten wir dann mit einer gut sichtbaren flexiblen Schlauchverbindung hinter dem Ofen leben.
Genau diese Umentscheidung überschnitt sich mit dem Kernbohrer, so dass wir am Ende drei Bohrungen hatten. Nun gut, letztlich wird nur die zweite „HWAM-von-unten-Bohrung“ durch den Estrich gehen und die Bohrung in der Ecke hinten wird mit einem Deckel verschlossen. Zur Not kann man diese nochmal reaktivieren.
